HIER WOHNTE KLARA HOLWEIN GEB. WANNER JG. 1889 EINGEWIESEN 1932 HEILANSTALT WEINSBERG "VERLEGT" 8.5.1940 GRAFENECK ERMORDET 8.5.1940 "AKTION T4"

Allee 9

Name Nachname

Die Heilbronner Geschäftsfrau Klara Holwein, 1889 geboren, führte zusammen mit ihrem Mann ein Reformhaus und gab Kurse für vegetarisches Kochen nach den Grundsätzen der Reformbewegung. Schon in den 1920er Jahren gab es erste Anzeichen einer psychischen Störung, die 1930 dazu führte, dass Klara Holwein in die Anstalt Kennenburg eingewiesen wurde. Nach mehreren Entlassungen und Wiedereinweisungen lebte sie schließlich dauerhaft in der Heilanstalt Weinsberg. Ihre kleine Tochter wuchs bei Verwandten auf. Die bei Klara Holwein diagnostizierte Schizophrenie wurde von den Ärzten als unheilbar angesehen. Dies kam einem Todesurteil gleich: 1940 brachten die Nationalsozialisten in der sogenannten Aktion T 4 etwa 10.000 psychisch erkrankte Menschen in die Anstalt Grafeneck, um sie dort meist noch am Ankunftstag zu ermorden. Klara Holwein war 51 Jahre alt, als sie zusammen mit anderen Patienten am 8. Mai 1940 in Weinsberg abgeholt und in Grafeneck umgebracht wurde.

HIER WOHNTE MORITZ HENLE JG. 1885 DEPORTIERT 1941 RIGA ERMORDET 26.3.1942 HIER WOHNTE SOFIE FLORA HENLE GEB. STEIN JG. 1891 DEPORTIERT 1941 ERMORDET 26.3.1942 RIGA HIER WOHNTE JULIUS HENLE JG. 1886 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE FRIDA STEIN GEB. WOLLENBERGER JG. 1869 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN MALY TROSTINEC

Innsbrucker Straße 31

Name Nachname

Die jüdischen Familien Stein und Henle lebten beide im Haus Nr. 31 der Staufenbergstraße, die 1938 in Innsbrucker Straße umbenannt wurde. Die Hausfrau Frida Stein, geborene Wollenberger, war mit dem Synagogen-Chorleiter Maier Stein verheiratet. Ihr Sohn Ludwig war am 6. April 1918 im Ersten Weltkrieg gefallen. Sein Name wurde nach der Einweihung des Ehrenmals im Hafenmarktturm 1936 entfernt und erst nach 1945 wieder eingefügt. Maier Stein starb 1941. Seine Frau wurde 1942 über Haigerloch nach Theresienstadt bei Prag deportiert. Dort lebten zeitweise mehr als 87.000 Menschen. Zehntausende wurden weiter nach Osten deportiert und dort ermordet – Frida Stein nach Treblinka nordöstlich von Warschau. Die Tochter Sofie Flora war mit Moritz Henle aus Lehrensteinsfeld verheiratet. Mit seinem Bruder Julius betrieb er eine Herrenmaßschneiderei in der Klarastraße 6. Beide erlebten den Naziterror hautnah: Julius Henle wurde 1933 im sogenannten „Braunen Haus“, der Nazizentrale am Fleiner Tor, von uniformierten Parteimitgliedern mit Stahlruten so verprügelt, dass er mehr als vier Wochen im Krankenhaus lag. Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf 10. November 1938, in der auch die Heilbronner Synagoge an der Allee brannte, wurde die Schneiderei der Brüder Henle verwüstet. Wie viele andere Juden auch wurde Sofie Henle zur Zwangsarbeit verpflichtet. Mit ihrem Mann Moritz und ihrem Schwager Julius wurde sie beim ersten Transport 1941 „nach dem Osten“ deportiert und am 26. März 1942 bei Riga ermordet.

HIER WAR HINRICHTUNGSORT SCHIESSTAND KÖPFERTAL FÜR 24 MITGLIEDER DER FRANZÖSISCHEN WIDERSTANDSGRUPPE 'RESEAU ALLIANCE'

Waldweg am Schießstand im Köpfertal

Schüler der Johann-Jakob-Widmann-Schule Heilbronn

In den Jahren des Zweiten Weltkriegs, als die deutsche Wehrmacht Frankreich besetzte, wurde es für eine Gruppe Franzosen zur Pflicht, sich der Besatzungsmacht entgegenzustellen. Georges Loustaunau-Lacau gründete 1940 ein Netzwerk, das den Besatzern Widerstand leisten sollte. Nicht mit der Waffe in der Hand wurde gekämpft, sondern mittels Informationsbeschaffung für den britischen Geheimdienst half die „Reseau Alliance“ – das Netzwerk Allianz – Einsätze gegen die Wehrmacht vorzubereiten. Die Mitglieder kamen aus allen Gesellschaftsschichten. Vom Gemüsehändler bis zum Student war alles vertreten. Als Tarnnamen wurden Tiernamen benutzt, weswegen die deutsche Abwehr die Bezeichnung „Arche Noah“ für diese Gruppe verwendete. 3000 Mitglieder zählte die Allianz im Jahr 1943. Im Frühjahr 1944 wurden zahlreiche Widerstandskämpfer in Frankreich aufgespürt und verhaftet; 439 von ihnen mussten ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. 24 Mitglieder der Reseau Alliance wurden im Juni 1944 in Freiburg zum Tod verurteilt. Sie wurden dann in den frühen Morgenstunden des 21. August 1944 im damaligen Schießstand hier in der Nähe durch Gewehrsalven von 80 Soldaten der Wehrmacht hingerichtet. Es ist nicht bekannt, weshalb Heilbronn zum Ort der Hinrichtung wurde; die Leichen der Erschossenen wurden zunächst im Sontheimer Friedhof bestattet und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Frankreich überführt. - Marc Louis Jules Bernard, geboren am 27. Juni 1921 in Albertville (Savoyen) - Jacques Bonnetain, geboren am 9. März 1921 in Paris - Jean Philippe Bouyat, geboren am 28. Juli 1917 in Bordeaux - Jean-Marie Caprais, geboren am 21. Juni 1922 in Chateauroux - Pierre Dallas, geboren am 7. Juli 1916 in Auch (Dep. Gers) - Yves de Fougerolles, geboren am 6. Juli 1913 in La-Trinité-sur-Mer (Dep. Morbihan) - Pierre Deliry, geboren am 3. Juli 1894 in Tournus (Dep. Saone) - Ferdinand Dellagnelo, geboren am 27. Dezember 1913 in Straßburg - Raymond Hermer, geboren am 29. Dezember 1903 in Rennes (Dep. Ille) - Alfred Jassaud, geboren am 30. Januar 1920 in Marseille - Alain LeBastard de Villeneuve, geboren am 8. Juni 1922 in Pau - Yves LeBastard de Villeneuve, geboren am 1. August 1920 in Arsague (Dep. Landes) - René Lebre, geboren am 26. September 1921 in Aix en Provence - Philippe Paul Louis Lefebvre, geboren am 15. April 1917 in Paris - Pierre Lemaitre, geboren am 2. Februar 1911 in Chatillon en Vendelais - Joël Maurice Lemoigne, geboren am 8. Juli 1912 in Brest - Jean Portenart, geboren am 2. August 1918 in Montceau-les-Mines (Dep. Sâone-et-Loire) - Lucien Poulard, geboren am 2. Dezember 1917 in Paris - André Jean Riss, geboren am 21. Januar 1922 in Lyon - Gabriel Rivière, geboren am 30. November 1901 in Marseille - Gabriel Romon, geboren am 18. Juni 1905 in Boulogne-sur-mer - Ernest Lucien Siegrist, geboren am 4. Dezember 1905 in Concorès (Dep. Lot) - Jean-Philippe Sneyers, geboren am 27. September 1921 in Neuilly-sur-Seine - Marcel Trumel, geboren am 5. März 1923 in Silly-le-Long (Dep. Oise)