Name Nachname
Emma Sauer wurde 1869 in Tauberbischofsheim geboren, wo sie als junge Frau eine Ausbildung zur Modistin absolvierte. 1895 heiratete sie den Textilhändler Adolf Vogel. Ihre Tochter Melitta kam noch im selben Jahr ebenfalls in Tauberbischofsheim zur Welt, im Geburtshaus Emma Vogels. Melitta heiratete später den Heilbronner Gewürzhändler Hermann Eisig, mit dem sie in der Uhlandstraße 7 in Heilbronn lebte. Dort kam am 8. April 1923 ihr Sohn Hans Eduard Eisig auf die Welt, der Enkelsohn von Emma Vogel. Emma und Adolf Vogel lebten später in Darmstadt, wo Adolf 1925 mit 73 Jahren starb. Seine Witwe erbte sein gesamtes Vermögen in Form von Wertpapieren, Aktien und Staatsanleihen und zog 1929 zu ihrer Tochter nach Heilbronn. Emma Vogel wohnte hier im Haus Bahnhofstraße 11 – das Haus wurde nach dem Kauf durch die Papierhandlung Nestle 1936 bis heute als Villa Nestle bezeichnet. Nach 1933 wurde das Vermögen von Emma Vogel durch Sicherheitsbescheide des Heilbronner Finanzamts eingezogen; Emma Vogel musste die große Wohnung in der noblen Bahnhofstraße aufgeben und zog in die Moltkestraße 16. Nach weiteren Einschränkungen für Juden musste sie erneut umziehen – in das Judenhaus in der Badstraße 22, wo auch ihre Tochter mit ihrer Familie Unterkunft gefunden hatte. Emma Vogel wurde Anfang Januar 1942 ins Zwangsaltenheim im Eschenauer Schloss eingewiesen. Von dort aus wurde sie mit den anderen Bewohnern im August 1942 über Stuttgart nach Theresienstadt deportiert, wo sie wenige Tage nach ihrer Ankunft im Alter von 73 Jahren den Tod fand.
Name Nachname
Der 1878 in Berwangen geborene David Vollweiler heiratete 1911 Margarete Tannhauser, die aus Konstanz stammte; sie war eines von sieben Kindern und hatte die Höhere Mädchenschule besucht. David und Margarete Vollweiler zogen nach Heilbronn, wo sie in der Bahnhofstraße 5 eine große, bürgerlich ausgestattete Fünf-Zimmer-Wohnung bewohnten. Das Ehepaar beschäftigte ein Dienstmädchen; die Ehe blieb kinderlos. David Vollweiler war an mehreren Unternehmen beteiligt; zusammen mit seinem Geschäftspartner Sally Mainzer hatte er die Nudelfabrik „Mainzer & Vollweiler“ gegründet. 1923 kam die Firma „Elektro-Automaten GmbH“ hinzu – die Leuchtreklamefabrik begann 1929 auch mit der Produktion von Neonröhren. Nachdem sie 1931 Konkurs anmelden musste, gründeten David Vollweiler und Sally Mainzer eine weitere Leuchtreklamefabrik. Auch diese Firma scheiterte. Sally Mainzer wanderte 1934 aus; David Vollweiler war als Handelsvertreter tätig, unterstützt von seiner Frau Margarete. Eine Erbschaft ermöglichte es ihnen, sich über Wasser zu halten. Aber bald mussten sie die großbürgerliche Wohnung in der Bahnhofstraße aufgeben und zuerst in die Wilhelmstraße 2 ½ und danach in die Frankfurter Straße 46 umziehen – in ein „Judenhaus“. Ohne nahe Angehörige im Ausland konnten sie nicht emigrieren; beide wurden im März 1942 in das Zwangsaltenheim im Eschenauer Schloss eingewiesen. Dort arbeitete Margarete als Köchin, David in der Verwaltung. Wenige Monate später wurden sie zusammen mit den anderen Bewohnern des Heims zunächst nach Stuttgart gebracht und drei Tage später nach Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 wurden sie in Auschwitz ermordet.
Name Nachname
Max Pincus wurde 1869 in Posen (Polen) geboren, seine Frau Rosa, geborene Eichenberg, 1868 in Gießen. Zusammen zogen sie nach St. Johann an der Saar (heute Saarbrücken), wo 1895 ihr erstes Kind Ludwig zur Welt kam. Es folgten 1897 die Tochter Margarethe (verheiratete Rothschild) und 1901 ihr zweiter Sohn Walter. Der älteste Sohn Ludwig fiel im Ersten Weltkrieg Ende des Jahres 1917 in Frankreich. Ungefähr zu dieser Zeit siedelte die Familie nach Heilbronn über; Max Pincus betrieb im Wohnhaus Friedensstraße 31 – heute Gymnasiumstraße – ein Versicherungsbüro, dem später auch der Sohn Walter beitrat. Im Mai 1939 emigrierten Walter Pincus und seine Frau Edith Oppenheimer nach Ostafrika; Margarethe Pincus hielt sich Ende Oktober 1942 in London auf. Aber ihre nun schon betagten Eltern in Heilbronn mussten zunächst in ein „Judenhaus“ in der Moltkestraße umziehen, danach ins jüdische Altenheim in Heilbronn-Sontheim. 1941 war Rosa Pincus im Jüdischen Zwangsaltenheim in Herrlingen, später in der Heil- und Pflegeanstalt Zwiefalten, wo sie im Zuge des Euthanasie-Programms am 26. März 1942 ermordet wurde. Max Pincus wurde am 22. August 1942 von Stuttgart aus nach Theresienstadt deportiert, wo er am 10. oder 13. Dezember 1942 starb. Eigentlich hatten Rosa und Max Pincus geplant, nach dem Krieg ihrem Sohn Walter nach Afrika zu folgen.
Name Nachname
In der Friedensstraße 32 – der heutigen Gymnasiumstraße – wohnte bis 1938 das Ehepaar Max und Hermine Strauss. Max Strauss, von Beruf Kaufmann, war seit den 1920er Jahren Gesellschafter der Zigarrenfabrik Gustav Adler; sie wurde 1935 aufgelöst. Danach verwaltete Max Strauss den „Adlerkeller“, eine frühere Brauereigaststätte im Besitz der Familie Würzburger. Das Lokal an der Ecke Klara- und Wollhausstraße hatte etwa 250 Plätze. Hier war ab 1936 die Schule für jüdische Kinder eingerichtet, nachdem sie öffentliche Schulen nicht mehr besuchen durften. Außerdem befand sich hier das Gemeindehaus für die immer kleiner werdende israelitische Gemeinde. Am 9. November 1938 wurde das Gebäude von einer Nazibande verwüstet und größere Mengen an Einrichtungsgegenständen, auch Geschirr und Gläser, blindwütig zerschlagen. Das Ehepaar Strauss musste nun in ein „Judenhaus“ in der Wilhelmstraße und danach in die Badstraße 10 umziehen. Am 23. März 1942 wurden beide nach Haigerloch „umgesiedelt“ und von dort aus am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Max Strauss starb dort am 17. Juni 1944. Seine Frau Hermine kam im Oktober 1944 nach Auschwitz. Das Todesdatum ist unbekannt. Das Ehepaar Strauss hatte zwei Kinder: Erich, geboren 1912, und Hilde-Sophie, geboren 1919. Beide wanderten aus, Erich Strauss nach Argentinien, Hilde-Sophie nach England.
Name Nachname
Sally Kirchhausen (Jahrgang 1884) arbeitete als Kaufmann in der Firma seines Bruders Julius genannt Hugo Kirchhausen, einem Textilgroßhandel im Kirchhöfle. Seine Frau Anny oder auch Fanny wurde als Anny Hess 1891 in Wittlich in Rheinland-Pfalz, in der Nähe von Trier, geboren. Sie war Hausfrau, wurde jedoch in der städtischen Steuerkartei seit 1941 als „Arbeiterin“ geführt. 1924 kam ihr gemeinsamer Sohn Max zur Welt; er ging als 15-Jähriger im November 1939 nach München, wo er eine Ausbildung zum Mechaniker beginnen konnte. Er wohnte dort in einem jüdischen Lehrlingsheim in der Hohenzollernstraße, kam jedoch im April 1941 wieder nach Heilbronn zurück. Sally Kirchhausen gelang noch elf Tage vor Kriegsbeginn 1939 die Emigration nach England; wahrscheinlich wollte er Frau und Sohn später nachholen. Aber die zurückbleibende Familie musste zunächst in das „Judenhaus“ in der Bergstraße 2 umziehen, bevor Anny und Max Kirchhausen am 26. November 1941 zusammen mit anderen Heilbronner Juden „nach dem Osten“ deportiert wurden, wie es in den Akten der Nationalsozialisten heißt. Sie wurden unter menschenunwürdigsten Bedingungen nach Riga transportiert, wo sie am 1. Dezember 1941 noch lebend ankamen. Dort wurden sie erschossen.
Name Nachname
Julius Stern, geboren 1900 in Heilbronn, lebte vor seiner Heirat bei seinen Eltern David und Wilhelmine Laura Stern, geborene Gärttner, in der Karlstraße 85. Er war eines von sechs Kindern des Ehepaars – der Vater war Jude, die Mutter evangelisch. Sofie Marie Stern, geborene Weber, kam als einziges Kind des evangelischen Ehepaars Heinrich und Sofie Weber 1901 in Heilbronn zur Welt. Am 7. Januar 1921 wurde ihr unehelicher Sohn Julius geboren; nur wenige Wochen später heirateten Sofie Weber und Julius Stern, wohnten aber noch einige Zeit bei der Mutter der jungen Frau in der Sülmerstraße 83. Später zog die Familie in das Haus Lammgasse 39. Dort wuchs ihr evangelisch getaufter Sohn Julius Helmut auf. Der Vater Julius Stern arbeitete als Packer, seine Ehefrau Sofie war Hausfrau. Sie stürzte sich am 24. Juni 1938 aus dem Fenster im 3. Stockwerk des Hauses in der Lammgasse; sie hatte nach Aussage ihres Schwagers Ludwig Stern wegen der Verfolgungen einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ihr Ehemann wurde in der Folge durch einen Schlaganfall rechtsseitig gelähmt und 1941 in die Heilanstalt Heggbach eingeliefert; nach weiteren Stationen wurde er nach Theresienstadt deportiert und dort 1944 ermordet. Vor seinem Tod schrieb er auf einer Postkarte aus Theresienstadt an seinen Bruder Ludwig: „Seit dem 22. November 1943 bin ich hier und mit meinen Berliner Kameraden gut untergebracht. Mir geht es ganz gut, was ich auch von Euch erhoffe. Schreibt recht bald und seid für heute vielmals gegrüßt von Eurem Julius Stern.“ Julius Helmut, Sohn des Ehepaars, war im Zweiten Weltkrieg Soldat und verlor in Stalingrad an beiden Füßen die Zehen. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst wieder bei seiner alten Firma, musste jedoch dann in der Psychiatrie behandelt werden. Später lebte er in einem Pflegeheim in Pfedelbach, wo er 1992 starb. [SWR-Stolperstein zum Hören](http://www.swr.de/swr2/stolpersteine/menschen/stolperstein-sofie-marie-stern/-/id=12117596/did=15366904/nid=12117596/1veucwq/index.html)
Name Nachname
Der 1876 geborene Julius Isaak Reuter stammte aus Schluchtern. Er wohnte gemeinsam mit seiner Frau Eugenie, geborene Sinsheimer, in einer Fünf-Zimmer-Wohnung in der Weststraße 45. Dorthin zog um 1939 auch sein jüngerer Bruder Moritz. 1936 war die Weststraße in Gustloffstraße umbenannt worden – nach einem Schweizer NS-Führer. Kurz darauf mussten die Reuters umziehen, in ein Judenhaus in der Frankfurter Straße. Julius und Eugenie Reuter wurden im März 1942 zusammen mit insgesamt 30 Heilbronner Juden nach Haigerloch umgesiedelt. Dies war jedoch nur eine Zwischenstation, denn von dort aus wurden beide im August nach Theresienstadt deportiert. Julius Reuter starb dort knapp zwei Jahre später im Juni 1944, seine Ehefrau Eugenie etwa drei Monate nach ihm. Julius Reuter war von Beruf Metzger und Viehhändler, seine Frau Eugenie war Hausfrau. Sie hatten zwei Kinder – der Sohn starb 1914 im Alter von sechs Jahren; Frieda, geboren 1906, heiratete 1926 in Heilbronn Martin Kohn und flüchtete in den 1930er Jahren mit ihrer Familie nach Amerika, wo sie sich Friedel Kolm nannte. Ihr Sohn Fred lebte 2014 noch in Florida. Der zwei Jahre jüngere Bruder von Julius Reuter, Moritz, steht auf der Liste der Heilbronner Juden, die 1941 Zwangsarbeit leisten mussten; im November 1941 wurde er „nach dem Osten“ deportiert. Er gehört zu den Tausenden, die bei den Massenerschießungen bei Riga ermordet wurden.