HIER WOHNTE CLEMENTINE ROSENTHAL GEB. BAMBERGER JG. 1889 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 21.4.1943 HIER WOHNTE HERMANN ROSENTHAL JG. 1873 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 8.12.1943

Rollwagstraße 6 (früher Haus Bergstraße 2)

Name Nachname

„Dabei müssen wir sicherstellen, dass dieses Gedenken nicht zu einem kalten Ritual verkümmert, sondern die Herzen der Menschen und der zukünftigen Generationen erreicht.“ (Marcel Reich-Ranicki) Clementine Rosenthal geb. Bamberger, die zusammen mit ihrem Ehemann Hermann bis 1938 im Haus Bergstr. 2 wohnte, wurde am 20. April 1889 in Crailsheim geboren – am selben Tag wie Adolf Hitler. Es ist wenig bekannt über das jüdische Ehepaar Hermann und Clementine Rosenthal; sie lebten seit 1931 im früheren Haus Bergstr. 2 in Heilbronn. Sie war Hausfrau, ihr 16 Jahre älterer Mann war Kaufmann. 1938 mussten sie in ein „Judenhaus“ in der Badstraße umziehen; 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo der 70-jährige Hermann Rosenthal am 8. Dezember 1943 ermordet wurde. Seine Frau Clementine verstarb am 21. April 1943 ebenfalls in Theresienstadt. Ebenfalls in der Bergstraße 2 lebte bis 1938 der in Bromberg geborene Harry Heimann, der letzte Rabbiner der jüdischen Gemeinde. Er konnte 1938 nach Amerika fliehen.

HIER WOHNTE BERTA TRAUB GEB. HAHN JG. 1884 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE LEOPOLD TRAUB JG. 1879 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE RESI TRAUB JG. 1908 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE ALFRED TRAUB JG. 1909 EINGEWIESEN 6.6.1940 HEILANSTALT ZWIEFALTEN „VERLEGT“ 31.3.1941 HADAMAR ERMORDET 31.3.1941 AKTION T4

Frankfurter Straße 45

Name Nachname

In der Frankfurter Straße 45 wohnte die Heilbronner Familie Leopold und Berta Traub mit den beiden Kindern Resi und Alfred Traub. Die Familie gehörte zur Jüdischen Gemeinde Heilbronn. Leopold Traub wurde am 16. März 1879 in Eichtersheim bei Sinsheim geboren. Er war Kaufmann, „Manufakturwarenhändler“, wie es damals genannt wurde. Nach dem Adressbuch war er seit 1929 in Heilbronn. 1938 wurde er mit der Familie in dem „Judenhaus“ Gustloffstraße 53 (Weststraße 53) einquartiert. In einem Protokoll von 1941 heißt es dazu: „Die noch in jüdischem Besitz befindlichen Wohnhäuser sind weitgehend zu füllen […] dass 2 – 4 Personen je Wohnraum unterkommen […] ohne Berücksichtigung des Alters und Geschlechtes der Juden“. Berta Traub, geborene Hahn, kam am 19. September 1884 in Berwangen (heute Ortsteil der Gemeinde Kirchardt) zur Welt. Sie war Hausfrau und sorgte für die Familie mit den beiden Kindern. Berta und Leopold Traub wurden auf Grund der Deportationsliste der Geheimen Staatspolizei vom 21. November 1941 aufgefordert, sich zur „Evakuierung nach Osten“ am 26. November 1941 einzufinden. Der Transport ging dann am 1. Dezember 1941 mit 45 weiteren Heilbronner Juden vom Stuttgarter Killesberg nach Riga. Dort kamen beide in das Außenlager Jungfernhof. 1941/42 war ein eisiger Winter. Die katastrophale Unterbringung, die Kälte und der Hunger führten dazu, dass in den Wintermonaten in Jungfernhof 800 Menschen starben. Tausende wurden in den Wald von Bikernicki getrieben und dort erschossen. Das Todesdatum von Berta und Leopold Traub ist unbekannt. Die Tochter Resi Traub war am 7. Februar 1908 in Wiesloch geboren worden. Ihre Lebensgeschichte liegt ganz im Dunkeln. Bereits 1936 wird sie nicht mehr zusammen mit der Familie erwähnt. In einem späteren Verzeichnis der ausgewanderten Heilbronner Juden vom Mai 1940 heißt es, dass sie nach Lettland „ausgewandert“ sei; das Gedenkbuch des Bundesarchivs in Berlin führt sie ebenfalls als Opfer der Erschießungen bei Riga (Lettland). Der Sohn Alfred Traub wurde am 20. Juli 1909 in Wiesloch geboren und lebte bis in die 1930er Jahre im Haushalt der Eltern. Im März 1938 wurde er aufgrund eines Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ zu einer Gefängnisstrafe verurteilt; im Anschluss an das Novemberpogrom wurde er wie viele andere jüdische Männer von 11. bis 20. November 1938 im KZ Dachau interniert. Im Juni 1940 wurde Alfred Traub in die psychiatrische Heilanstalt Zwiefalten eingewiesen; die Diagnose ist unbekannt. Aber er wurde Opfer der sogenannten Aktion T4, als ab 1940 tausende psychisch kranker Menschen durch Giftgas ermordet wurden. Alfred Traub war 31 Jahre alt, als er im März 1941 über Weinsberg in die Anstalt Hadamar gebracht und dort am Tag seiner Ankunft getötet wurde.

HIER WOHNTE BABETTE BAER GEB. ADLER JG. 1860 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 28.4.1943 HIER WOHNTE SOFIE FALK JG. 1881 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE LINA OPPENHEIMER GEB. FALK JG. 1887 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE KURT OPPENHEIMER JG. 1911 FLUCHT 1936 USA

Frankfurter Straße 9

Name Nachname

Das Haus Frankfurter Str. 9 gehörte um die Jahrhundertwende dem jüdischen Kaufmann Hermann Baer, der hier die Häute-, Fell- und Lederhandlung Adler & Baer betrieb, die von seinem Schwiegervater gegründet worden war. Auch Schwager Jakob Adler war in der Firma. Seine Ehefrau Babette Baer (oder Bär), geb. Adler, war am 5. Mai 1860 als zweites Kind der jüdischen Eheleute Josef und Hanna (oder Hanchen) Adler in Obergimpern geboren worden. 1868 zog die Familie nach Heilbronn; Babette heiratete am 12. Mai 1880 den 12 Jahre älteren Hermann Baer aus Siegelsbach. Die Ehe wurde in Würzburg geschlossen, das Ehepaar lebte aber in Heilbronn. Babette Baer war Hausfrau, die Ehe blieb kinderlos. 1918 starb Hermann Baer 70-jährig. Seine Witwe lebte weiter im Haus Frankfurter Straße 9, das sie wohl nach 1920 an den Pferdehändler Max Mannheimer verkaufen musste. 1938 wurde Babette Baer – inzwischen 78 Jahre alt – gezwungen, zunächst in das „Judenhaus“ in der Lachmannstraße 9 umzuziehen; anschließend lebte sie im Judenhaus Badstr. 10. Vier Jahre später – am 23. März 1942 – wurde die 81-jährige Babette Baer nach Haigerloch in den Ortsteil Haag deportiert – zu diesem Zeitpunkt ein geschlossener Ort. Sie lebte dort knapp fünf Monate in der Wohnung Haag 260, bevor sie am 19. August 1942 von Haigerloch nach Stuttgart auf den Killesberg und von dort drei Tage später von Stuttgart-Nordbahnhof aus mit der Transportnummer XIII/1 Zug Da 505 und Häftlingsnummer 429 nach Theresienstadt deportiert wurde – mit 1000 Juden aus Baden und Württemberg. Babette Baer starb am 28. April 1943, eine Woche vor ihrem 83. Geburtstag, in Theresienstadt. Seit etwa 1929 lebte die unverheiratete Sofie Falk, geboren am 4. Dezember 1881 in Heilbronn, im Haus Frankfurter Str. 9, zunächst im Erdgeschoss, danach wohl gemeinsam mit ihrer Schwester, der verwitweten Lina Oppenheimer, und deren Sohn Kurt im 2. Stock, möglicherweise sogar in derselben Wohnung wie Babette Baer. Sofie Falk musste am 2. Juli 1937 als Köchin ins jüdische Altenheim in Sontheim, wohl bis zu dessen Auflösung. 1940 finden wir sie im Haus Schillerstr. 6, bevor sie am 26. November 1941 „nach dem Osten“ deportiert und bei Riga ermordet wurde. Mit demselben Transport wurde auch ihre Schwester Lina Oppenheimer (geb. Falk), 1887 ebenfalls in Heilbronn geboren, nach Riga transportiert und dort umgebracht; auch sie war 1939/40 im jüdischen Altenheim in Sontheim beschäftigt – als „Volontärin / Praktikantin“, wie es auf ihrer Lohnsteuerkarte heißt. Ihrem 1911 geborenen Sohn Kurt, der bis 1936 bei Mutter und Tante im Haus Frankfurter Str. 9 gelebt hatte, gelang die Flucht in die USA.

HIER WOHNTE SELMA MAIER GEB. SICHEL JG. 1901 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE MAX MAIER JG. 1899 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE JOHANNA MAIER JG. 1902 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET HIER WOHNTE HELENE KÜNSTLER GEB. MAIER JG. 1908 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET HIER WOHNTE MARGOT MAIER JG. 1935 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA

Heilbronn-Horkheim, Hohenloher Straße 15

Name Nachname

Im Haus der Familie Louis und Mathilde Maier in Horkheim wuchsen vier Geschwister auf: Max, Karl, Johanna und Helene. Max wurde am 24. April 1899 geboren, Karl am 11. September 1900, Johanna am 23. Oktober 1902 und Helene am 7. April 1908. Die Adresse lautete damals Sontheimer Str. 15 und umfasste das Wohnhaus mit Stall, Scheune und Gemüsegarten. Der Vater Louis war Viehhändler. Beide Eltern starben im Frühjahr 1929. Max Maier wurde 1918 als junger Mann zum Ersten Weltkrieg eingezogen. Nach dem Tod der Eltern gehörte ihm zusammen mit seiner ledigen Schwester Johanna der elterliche Betrieb, in dem er die Weiterführung des Viehhandels übernahm. Am 11. Mai 1933 heiratete er Selma Sichel in Grünsfeld bei Tauberbischofsheim. Selma wurde am 20. Oktober 1901 als Tochter von Kirstin und Leopold Sichel in Grünsfeld geboren. Ihr Vater war ebenfalls Viehhändler. Er wurde am 1. Dezember 1937 gezwungen, seine Viehhandlung aufzugeben. Mit der Eheschließung wurde Selma als Inhaberin des Betriebes geführt. Max Maier war als Geschäftsführer eingetragen. In den Akten ist vermerkt, dass er den Offenbarungseid leisten musste und vielfach vorbestraft sei. Des Weiteren ist ersichtlich, dass Max Maier in Schutzhaft genommen wurde. Der genaue Zeitpunkt und die Gründe ließen sich nicht recherchieren. Nach der Schutzhaft, ab Juni 1933, ordnete das Württembergische Oberamt in Heilbronn die Überwachung mit monatlicher Berichterstattung an. Es sollte festgestellt werden, „ob sich der Betreffende nunmehr jeder politischen Tätigkeit gegen den nationalen Staat und die bestehende Regierung enthält, diesen weder verunglimpft, noch sonst in irgendeiner Weise öffentlich angreift“. Wegen „einwandfreiem Verhalten“ wurden die Meldepflicht und die Berichterstattung ab Dezember 1933 eingestellt. Am 5. März 1935 wurde dem Ehepaar Selma und Max Maier die gemeinsame Tochter Margot geboren. Im Jahr 1938 verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Maier, da Max seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte. Er arbeitete als Tagelöhner in der Landwirtschaft und als Hilfsarbeiter in der Zuckerfabrik Münster. Jüdische Kinder durften den Kindergarten und die Schule nicht mehr besuchen. Am 28. November 1941 mussten sich Max, Selma und Margot am Heilbronner Hauptbahnhof einfinden. Die Deportationen von Heilbronn gingen in insgesamt vier Transporten vor sich. Dem ersten Transport war die Familie Max Maier zugeordnet. Es war lediglich bekannt, dass „nach dem Osten abtransportiert“ werden sollte. Der Glaube war noch groß, dass es sich um eine Umsiedlung handeln würde. Am 1. Dezember wurden sie von Stuttgart in das Außenlager Riga verschickt und dort ermordet. Das Mädchen Margot Maier wurde nur sechs Jahre alt. Der zweitgeborene der vier Geschwister, Karl Maier, arbeitete in Nürnberg als Metzgergehilfe bei der Metzgerei Weil. Er verstarb am 9. März 1922 als 21-Jähriger – Karl hatte sich erschossen. Er wurde auf dem „Neuen Israelitischen Friedhof“ in Sontheim bestattet. Die Schwester Helene zog 1936 von Horkheim nach Heilbronn und arbeitete dort als Haustochter. Am 3. Februar 1938 heiratete sie ihren Verlobten Isaak Künstler und zog zu ihm nach Prichsenstadt bei Gerolzhofen. Isaak Künstler wanderte am 1. Juli 1939 aus. Er lebte nach dem Krieg in Sydney/Australien und stellte Nachforschungen über Helenes Schicksal an. Warum Helene nicht ebenfalls auswanderte, ließ sich nicht klären. Im Dezember 1939 zog sie von Gerolzhofen nach Sontheim in das jüdische Altersheim „Landesasyl Wilhelmsruhe“ und arbeitete dort. Auch ihre jüngere Schwester Johanna lebte und arbeitete dort seit 1938. Johanna war zuvor Hausangestellte bei Familie Victor in der Bismarckstr. 27 in Heilbronn. In der „Reichskristallnacht“ im November 1938 wurden das Inventar und sämtliche Lebensmittelvorräte des Altersheims in einer Aktion der NSDAP systematisch zerstört. Im November 1940 musste die jüdische Gemeinde das Gebäude räumen, da umgesiedelte Deutsche aus den Ostgebieten dort untergebracht werden sollten. Die Bewohner wurden zum Teil in ihre Heimatgemeinden und zum Teil in andere Altersheime oder Judengemeinden abgeschoben. Johanna zog nach Horkheim zurück. Helene begleitete einige Bewohner in die neue Unterkunft in der Lauffener Straße 12 in Sontheim. Bereits vier Wochen später, am 27. Dezember, zog Helene ebenfalls nach Horkheim. Die beiden Schwestern lebten noch ein gutes halbes Jahr im elterlichen Haus. Von dort aus wurden sie am 22. August 1942 mit dem vierten und letzten Transport von Heilbronn nach Theresienstadt deportiert. Am 29. Januar 1943 erfolgte die Weiterverschickung ins Vernichtungslager Auschwitz. Dort wurden Helene Künstler und Johanna Maier ermordet.

HIER WOHNTE SOFIE REIS GEB. KAHN JG. 1876 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET IN TREBLINKA HIER WOHNTE ARTHUR REIS JG. 1904 FLUCHT 1933 PALÄSTINA HIER WOHNTE CAROLA REIS JG. 1909 FLUCHT 1933 PALÄSTINA HIER WOHNTE MAX REIS JG. 1897 FLUCHT 1939 ENGLAND HIER WOHNTE MARGARETE REIS GEB. ETTLINGER JG. 1906 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE HANS DAVID REIS JG. 1933 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE WALTER EMIL REIS JG. 1935 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA

Rollwagstraße 16

Name Nachname

Sofie Reis führte bis zur „Arisierung“ zusammen mit dem Neffen ihres verstorbenen Ehemannes, Max Reis, ein Manufaktur-Geschäft (Webwaren-Einzel- und Großhandel). Es wird 1893 im Adressbuch der Stadt Heilbronn in der Lohtorstraße 27 genannt. 1912 firmierte es als Möbel-Manufaktur-Aussteuergeschäft, im Adressbuch 1925 wird als Geschäftsadresse die Innere Rosenbergstraße 22 angegeben, wobei sich offenbar auch die Privatwohnungen der Inhaber dort befanden. Die Familie Reis stammte ursprünglich aus Portugal und soll um 1622 nach Baden eingewandert sein. Seit 1672 ist sie in Wollenberg registriert, heute Teilort von Bad Rappenau. Die dortige jüdische Gemeinde hatte zeitweilig über 400 Mitglieder, da die Adelsfamilie von Gemmingen-Guttenberg die Ansiedlung jüdischer Menschen begünstigt und durch den Bau größerer Wohnhäuser unterstützt hatte – eine typische Ansiedlung des sog. Landjudentums, dessen Mitglieder meistens im Landhandel tätig waren. Um 1890 zogen die Brüder Baruch und David B. Reis nach Heilbronn und eröffneten das beschriebene Manufakturgeschäft. Baruch Reis war zeitweilig Vorsitzender der israelitischen Religionsgemeinschaft Adass-Jeschurun, Mitglied einer zionistischen Ortsgruppe, in den Vereinen Eintracht und Allianz sowie im jüdischen Wanderbund Blau-Weiß. Er war verheiratet mit Sofie geb. Kahn (geb. 02.02.1876) aus Schwäbisch Gmünd. Das Ehepaar hatte vier Kinder, die zwischen 1933 und 1938 alle auswanderten. Baruch Reis verstarb 1930. Seine Ehefrau Sofie führte das Geschäft zusammen mit dem Neffen ihres Mannes, Max Reis, weiter. Sofie Reis soll einen streng orthodoxen Haushalt geführt haben. Im Rahmen der nationalsozialistischen Zwangsmaßnahmen wurde sie dann zum Umzug gezwungen, zunächst in die Bismarckstraße 3a, am 23. März 1942 nach Haigerloch und von dort aus nach Treblinka, wo sie ermordet wurde. Max Reis, geb. am 14. August 1897 in Heilbronn, war wie erwähnt am Geschäft der Familie Reis beteiligt; nach dem Tod seines Onkels Baruch Reis führte er es gemeinsam mit seiner Tante Sofie Reis. In der israelitischen Gemeindeliste wird noch 1937 die Innere Rosenbergstraße 22 als sein Wohnsitz aufgeführt. Sein Vater, David B. Reis (geb.1858) hatte mit seinem Bruder Baruch das Geschäft aufgebaut; er war lange Zeit im Vorstand der orthodoxen israelitischen Religionsgemeinschaft sowie im Vorstand des israelitischen Wohltätigkeitsvereins. David Reis starb wie auch seine Ehefrau Sarah (geb. 1867) im Jahr 1925 in Heilbronn. Max Reis war Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg, er wurde ausgezeichnet mit dem EK II und dem „eisernen Halbmond“. Seine Frau Margarete geb. Ettlinger (geb. 02.01.1906) stammte aus Bretten; sie hatten 1928 geheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Hans-David (geb. 15.03.1933) und Walter-Emil (geb. 17.09.1935). Hans-David soll zeitweilig die jüdische Privatschule besucht haben. Max Reis wurde 1938 wohl nach dem Novemberpogrom ins KZ Dachau deportiert und nach vier Wochen wieder freigelassen. Er wanderte 1939 über England in die USA aus; seine Ehefrau und die beiden Kinder blieben zurück. Seinen Plan, die kleine Familie nachzuholen, konnte er leider nicht realisieren: Margarete Reis und ihre beiden Kinder Hans-David und Walter-Emil wurden am 25. Oktober 1939 nach Sontheim ins Haus Dr. Picard umgesiedelt, am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet. Die Todesdaten sind nicht bekannt. Max Reis lebte nach seiner Auswanderung in Chicago. Er verheiratete sich dort wieder und ist zwischenzeitlich verstorben. Arthur Reis (geb. 25.03.1904) war der Sohn von Sofie und Baruch Reis. Er wurde Architekt und lebte nach der Auswanderung in Tel Aviv und Jerusalem. Arthur Reis war auch beteiligt am Aufbau von landwirtschaftlichen Kooperativen wie Nahariya, Shavei Zion und Ramot Haschawim in der Gegend von Akko. 1935 heiratete er in Palästina; seine Mutter Sofie Reis sah zu diesem Anlass ihre Kinder Arthur und Carola zum letzten Mal. Nach Angaben ihres Enkelsohnes Danny Reis konnte sie sich in Palästina nicht einleben und kehrte nach Heilbronn zurück, auch weil sie ihren Kindern nicht zur Last fallen wollte. Arthur Reis hatte sich zunächst geschworen, nie mehr deutschen Boden zu betreten; dennoch kam er nach dem Krieg mehrfach nach Heilbronn und nahm wieder Kontakt zu früheren Freunden auf. Er verstarb 1994 in Israel. Carola Reis (geb. 1909) ist zusammen mit ihrem Bruder Arthur im Jahr 1933 nach Palästina ausgewandert. Sie heiratete Prof. David Shapiro und war wie er an der Universität in Jerusalem tätig. Sie hatte eine Tochter. Carola Shapiro verstarb in den 1980er Jahren. [https://stadtarchiv.heilbronn.de/stadtgeschichte/geschichte-a-z/r/reis-sofie.html](https://stadtarchiv.heilbronn.de/stadtgeschichte/geschichte-a-z/r/reis-sofie.html)