Bernhard Hochherr und Grete Hochherr

HIER WOHNTE BERNHARD HOCHHERR JG. 1870 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 31.8.1942 HIER WOHNTE GRETE HOCHHERR VERH. KAUFMANN JG. 1913 FLUCHT 1938 SÜDAFRIKA

Bernhard Hochherr wurde als viertes von 12 Kindern der Eheleute Levi Hochherr und Hannchen Kahn am 10. Oktober 1870 in Berwangen geboren. 1898 eröffnete er seine erste Zigarrenfabrik in Massenbachhausen, wo er ab 1900 mit seiner Frau Maria Wertheimer auch wohnte. Dort wurde am 31. August 1901 seine Tochter Ilka geboren.

In den Folgejahren gründete Bernhard weitere Produktionsstätten in verschiedenen Orten im Kraichgau; er selbst zog 1908 nach Heilbronn, in die Weinsberger Str. 3, und erwarb 1911 die württembergische Staatsbürgerschaft. Sein Unternehmen erhielt 1911 in Walldorf einen neuen Hauptsitz, bevor es im Jahr der Inflation 1923 nach Heidelberg verlegt wurde. 1937 beschäftigte die Firma in Heidelberg 300 Arbeiter und 15 Angestellte, und in Massenbachhausen ca. 100 Personen.

1909 starb Hochherrs Ehefrau Maria, wenige Monate nach der Geburt der zweiten Tochter Hilda. Bernhard Hochherr heiratete daraufhin im Februar 1910 seine zweite Frau Ida Reis, die Tochter des letzten jüdischen Lehrers in Massenbachhausen. Kurz darauf gründete er eine neue Firma in Heilbronn, „B. Hochherr, Zigarren en gros und Rohtabak“.

Die Tochter Hanna Gretchen Hochherr, genannt Grete, kam 1913 zur Welt. Die Familie lebte seit 1917 in Heilbronn im Haus Frankfurter Str. 39; 1926 starb die Ehefrau von Bernhard Hochherr im Alter von 49 Jahren. Bernhard Hochherr und seine Töchter wohnten bis in die 1930er Jahre weiter in der Frankfurter Straße, bevor Hochherr in ein Altersheim in Stuttgart und dann zwangsweise in das Altersheim im Eschenauer Schloss umsiedelte. Seine Firmen waren 1938 „arisiert“ und enteignet worden.

Ab 1936 hatte Hochherr keine zusätzlichen Einkünfte mehr, nur noch eine Rente aus seinem früheren Unternehmen in Heidelberg. Zusätzlich erhielt er finanzielle Unterstützung von seinen Brüdern Simon und Ferdinand, seiner Tochter Gretchen und von einem Herrn Hirsch, der nach Amerika ausgewandert war. Im Juli 1941 wurde ihm mitgeteilt, dass die Gestapo alle Zuwendungen untersagt hatte. Seine Lebensversicherungen wurden zwangsverkauft und der Erlös dem Finanzamt überwiesen. Schon im Februar 1941 wurde ihm das Essensgeld im Altersheim Stuttgart gestundet, da er völlig mittellos war.

Am 22. August 1942 wurde Bernhard Hochherr von Eschenau über Stuttgart nach Theresienstadt deportiert. Nur wenige Tage später war er tot, am 31. August 1942. In seinem Totenschein ist die sogenannte Dresdner Kaserne als Wohnort angegeben; weiter lesen wir, dass er aus Altersschwäche gestorben sein soll.

Bernhard Hochherrs Tochter Gretchen wohnte bis 1936 ebenfalls im Haus Frankfurter Str. 39; sie absolvierte seit 1930 eine Ausbildung zur Bankbeamtin, arbeitete dann bis Ende 1933 beim Heilbronner Bankverein m.b.H. und von Dezember 1934 bis August 1936 bei der Firma Madaform Seifenfabriken. Nach ihrer Kündigung verließ sie Heilbronn und lebte zeitweise als Hausangestellte bei der Familie ihrer Schwester Ilka in Karlsruhe. Sie konnte im September 1938 nach Port Elizabeth, Südafrika auswandern, wo sie ihren Mann Bruno Kaufmann heiratete. Er stammte aus Meckesheim bei Heidelberg, wohnte und arbeitete jedoch seit 1927 für eine Schuhfabrik, „Neuwaren und Reparaturen“ in Heilbronn. Die Heirat fand auf dem Schiff stand, um die Einreiserestriktionen nach Südafrika zu umgehen.

Grete und Bruno bekamen drei Kinder: 1940 wurde Sydney Hilton geboren, 1942 Isabel Hester und 1947 kam Lindsay Bernard Michael zur Welt. Grete Hochherr starb mit nur 49 Jahren im November 1962 in Port Elizabeth. Ihr Mann Bruno starb 1994, ebenfalls in Port Elizabeth.

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