Babette Baer, Sofie Falk, Lina und Kurt Oppenheimer

HIER WOHNTE BABETTE BAER GEB. ADLER JG. 1860 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 28.4.1943 HIER WOHNTE SOFIE FALK JG. 1881 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE LINA OPPENHEIMER GEB. FALK JG. 1887 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN RIGA HIER WOHNTE KURT OPPENHEIMER JG. 1911 FLUCHT 1936 USA

Das Haus Frankfurter Str. 9 gehörte um die Jahrhundertwende dem jüdischen Kaufmann Hermann Baer, der hier die Häute-, Fell- und Lederhandlung Adler & Baer betrieb, die von seinem Schwiegervater gegründet worden war. Auch Schwager Jakob Adler war in der Firma. Seine Ehefrau Babette Baer (oder Bär), geb. Adler, war am 5. Mai 1860 als zweites Kind der jüdischen Eheleute Josef und Hanna (oder Hanchen) Adler in Obergimpern geboren worden. 1868 zog die Familie nach Heilbronn; Babette heiratete am 12. Mai 1880 den 12 Jahre älteren Hermann Baer aus Siegelsbach. Die Ehe wurde in Würzburg geschlossen, das Ehepaar lebte aber in Heilbronn. Babette Baer war Hausfrau, die Ehe blieb kinderlos.

1918 starb Hermann Baer 70-jährig. Seine Witwe lebte weiter im Haus Frankfurter Straße 9, das sie wohl nach 1920 an den Pferdehändler Max Mannheimer verkaufen musste. 1938 wurde Babette Baer – inzwischen 78 Jahre alt – gezwungen, zunächst in das „Judenhaus“ in der Lachmannstraße 9 umzuziehen; anschließend lebte sie im Judenhaus Badstr. 10.

Vier Jahre später – am 23. März 1942 – wurde die 81-jährige Babette Baer nach Haigerloch in den Ortsteil Haag deportiert – zu diesem Zeitpunkt ein geschlossener Ort. Sie lebte dort knapp fünf Monate in der Wohnung Haag 260, bevor sie am 19. August 1942 von Haigerloch nach Stuttgart auf den Killesberg und von dort drei Tage später von Stuttgart-Nordbahnhof aus mit der Transportnummer XIII/1 Zug Da 505 und Häftlingsnummer 429 nach Theresienstadt deportiert wurde – mit 1000 Juden aus Baden und Württemberg. Babette Baer starb am 28. April 1943, eine Woche vor ihrem 83. Geburtstag, in Theresienstadt.

Seit etwa 1929 lebte die unverheiratete Sofie Falk, geboren am 4. Dezember 1881 in Heilbronn, im Haus Frankfurter Str. 9, zunächst im Erdgeschoss, danach wohl gemeinsam mit ihrer Schwester, der verwitweten Lina Oppenheimer, und deren Sohn Kurt im 2. Stock, möglicherweise sogar in derselben Wohnung wie Babette Baer. Sofie Falk musste am 2. Juli 1937 als Köchin ins jüdische Altenheim in Sontheim, wohl bis zu dessen Auflösung. 1940 finden wir sie im Haus Schillerstr. 6, bevor sie am 26. November 1941 „nach dem Osten“ deportiert und bei Riga ermordet wurde.

Mit demselben Transport wurde auch ihre Schwester Lina Oppenheimer (geb. Falk), 1887 ebenfalls in Heilbronn geboren, nach Riga transportiert und dort umgebracht; auch sie war 1939/40 im jüdischen Altenheim in Sontheim beschäftigt – als „Volontärin / Praktikantin“, wie es auf ihrer Lohnsteuerkarte heißt. Ihrem 1911 geborenen Sohn Kurt, der bis 1936 bei Mutter und Tante im Haus Frankfurter Str. 9 gelebt hatte, gelang die Flucht in die USA.

Lage der Stolpersteine