Emma Pakscher und Alice Pfleiderer

HIER WOHNTE EMMA PAKSCHER GEB. MEYERHOF JG. 1865 GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET FLUCHT IN DEN TOD 14.4.1943 HIER WOHNTE ALICE PFLEIDERER GEB. PAKSCHER JG. 1891 SEIT FEB. 1945 VERSTECKT ÜBERLEBT

Emma Pakscher geb. Meyerhof wurde am 23. August 1865 als erstes Kind der Eheleute Albert und Lina Meyerhof in Hildesheim geboren. Emma hatte eine jüngere Schwester Henriette und einen jüngeren Bruder Max.

Emma Meyerhof hatte ihren Gatten Max Pakscher im Alter von 26 Jahren geheiratet; die gemeinsame Tochter Alice Irene kam am 4. September 1891 zur Welt. Max Pakscher war gelernter Kaufmann.

Nach seinem Tod lebte Emma Pakscher bei ihrer Tochter Alice Irene Pfleiderer geb. Pakscher in der Hundsbergstraße 41/1 in Heilbronn. Sie hatte 1912 den Heilbronner Juristen Hans Pfleiderer geheiratet, mit dem sie zwei Söhne, Gerhard und Hellmut, und eine Tochter Hilde bekam. Hans Pfleiderer war ab 1926 als Amtsgerichtsdirektor in Heilbronn tätig.

Hellmut, der Sohn von Alice und Hans Pfleiderer, machte 1931 sein Abitur, studierte Jura und lebte zeitweise in Heilbronn bei seiner Familie, bevor er als „Halbjude“ gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard einen Deportationsbefehl nach Leimbach erhielt. Dort mussten beide in einem Kupferbergwerk arbeiten. In diesem Lager wurden sie von November 1944 bis April 1945 festgehalten, bis sie schließlich von den Amerikanern befreit wurden.

Auch Hilde Pfleiderer blieb nicht unverschont. Sie wurde als Halbjüdin nicht im Heilbronner Krankenhaus aufgenommen, um eine Rippenfellentzündung behandeln zu lassen. Sie starb am 26. Februar 1938 in einer Privatklinik an einer Blutvergiftung.

Hans Pfleiderer gelang es, die Deportation seiner Schwiegermutter Emma Pakscher einige Male aufzuschieben. Aufgrund seiner aus einer jüdischen Familie stammenden Frau galt er jedoch vielen seiner Kollegen als „jüdisch versippt“ und wurde 1936 frühzeitig in den Ruhestand versetzt. Hans Pfleiderer ist am 23. Januar 1944 verstorben.

Emma Pakschers letzter Deportationsbefehl für den 16. April 1943 nach Theresienstadt konnte nicht mehr aufgeschoben werden. Daraufhin beging die jüdische Witwe mit 76 Jahren am 14. April 1943 Selbstmord. Im Februar 1945 erhielt auch Alice Pfleiderer einen Deportationsbefehl nach Theresienstadt; es sollte der letzte Transport sein, der Heilbronn verließ.

Aber der Nachbar Dr. Carl Feyerabend konnte ihre Abholung verhindern, indem er Alice von Januar 1945 bis zum Kriegsende in seinem Keller versteckt hielt. Alice Pfleiderer starb am 6. Juli 1980 im Alter von 88 Jahren.

Lage der Stolpersteine