Die jüdischen Familien Stein und Henle lebten beide im Haus Nr. 31 der Staufenbergstraße, die 1938 in Innsbrucker Straße umbenannt wurde. Die Hausfrau Frida Stein, geborene Wollenberger, war mit dem Synagogen-Chorleiter Maier Stein verheiratet. Ihr Sohn Ludwig war am 6. April 1918 im Ersten Weltkrieg gefallen. Sein Name wurde nach der Einweihung des Ehrenmals im Hafenmarktturm 1936 entfernt und erst nach 1945 wieder eingefügt.
Maier Stein starb 1941. Seine Frau wurde 1942 über Haigerloch nach Theresienstadt bei Prag deportiert. Dort lebten zeitweise mehr als 87.000 Menschen. Zehntausende wurden weiter nach Osten deportiert und dort ermordet – Frida Stein nach Treblinka nordöstlich von Warschau.
Die Tochter Sofie Flora war mit Moritz Henle aus Lehrensteinsfeld verheiratet. Mit seinem Bruder Julius betrieb er eine Herrenmaßschneiderei in der Klarastraße 6. Beide erlebten den Naziterror hautnah: Julius Henle wurde 1933 im sogenannten „Braunen Haus“, der Nazizentrale am Fleiner Tor, von uniformierten Parteimitgliedern mit Stahlruten so verprügelt, dass er mehr als vier Wochen im Krankenhaus lag. Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf 10. November 1938, in der auch die Heilbronner Synagoge an der Allee brannte, wurde die Schneiderei der Brüder Henle verwüstet.
Wie viele andere Juden auch wurde Sofie Henle zur Zwangsarbeit verpflichtet. Mit ihrem Mann Moritz und ihrem Schwager Julius wurde sie beim ersten Transport 1941 „nach dem Osten“ deportiert und am 26. März 1942 bei Riga ermordet.