Der Heilbronner Otto Igersheimer war in der Stadt sehr angesehen. Sein Vater hatte eine Modewaren-Handlung, Otto Igersheimer arbeitete an der Seite von Abraham Gumbel als Bankkaufmann, seit 1909 beim neu gegründeten Heilbronner Bankverein. Beide führten ihn in die genossenschaftliche Struktur über, die als Volksbank Heilbronn heute noch besteht.
Nach dem Tod Gumbels wurde Otto Igersheimer 1930 Direktor des Heilbronner Bankvereins. Aber schon wenige Wochen nach der Machtergreifung wurde das Bankhaus an der Kaiserstraße direkt neben der Kilianskirche zum Ziel der antisemitischen NS-Politik. Am 25. April 1933 wurden die Bank und die Wohnung von Igersheimer in der Karlstraße von je 30 Nazis besetzt. Eine Menschenmenge vor dem Bankgebäude skandierte „Jud Igersheimer raus!“
Der Vorstand des Bankvereins hielt dem Druck nicht stand; Direktor Igersheimer wurde entlassen. Die Nazi-Parteizeitung „Heilbronner Tagblatt“ begrüßte am Tag darauf die „absolute Judenreinheit dieses bodenständigen Bankinstitutes“.
Otto Igersheimer konnte vor der Menschenmenge flüchten, blieb aber in der Stadt. Er stand danach als Gemeinde- und Stiftungspfleger in den Diensten der jüdischen Gemeinde und betreute später auch die „Beratungsstelle für Fürsorge und Unterstützungswesen der jüdischen Gemeinde Heilbronn a.N.“ Igersheimer wurde am 20. Mai 1942 nach Oberdorf deportiert und von dort in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er am 13. Juli 1942 ermordet wurde.
https://stadtarchiv.heilbronn.de/stadtgeschichte/geschichte-a-z/i/igersheimer-otto.html