Bertha Eisenmann, geborene Kiefe, stammte aus Baisingen bei Nagold und lebte mit ihrem Mann in Frankfurt a.M. Nach seinem frühen Tod zog sie mit ihren drei Kindern nach Heilbronn in die Mönchseestraße, 33 Jahre lang wohnte sie bis 1939 hier. Dann wurde der Jüdin die Wohnung gekündigt. Sie musste zunächst in das Haus eines Verwandten in der Uhlandstraße 11 und später in das „Judenhaus“ in der Badstraße 10 ziehen.
Die Tochter Clara war von Beruf Krankenschwester, heiratete nach Frankfurt und wanderte 1939 mit ihrem Ehemann nach England aus. Ihre Zwillingsschwester Stefanie war Beamtin bei der Reichsbahn – als einzige Jüdin in Württemberg. 1934 wurde sie entlassen und lebte bei ihrer Mutter. Der Sohn Fritz Bernhard war in Berlin Prokurist bei einem Getreidekonzern und wurde als Jude 1934 entlassen. Er kam nach Heilbronn und fand Arbeit im Büro der Seifenfabrik Madaform. Am 8. November 1938 wurde er am Arbeitsplatz verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Als ehemaliger Frontsoldat 1914/18 kam er zunächst wieder frei, musste später aber Zwangsarbeit im Steinbruch am Jägerhaus leisten.
Fritz Bernhard und seine Schwester Stefanie wurden am 28. November 1941 über Stuttgart nach Riga deportiert und dort ermordet. Bertha Eisenmann musste 1942 in ein jüdisches Altersheim auf der Schwäbischen Alb, wurde von dort aus über Stuttgart nach Theresienstadt deportiert und im November 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.