Hermann Eisig wurde am 23. Dezember 1888 in Heilbronn als Sohn von Eduard und Helene Eisig geboren. Sein Ehefrau Melitta, geborene Vogel, kam am 26. Oktober 1895 in Tauberbischofsheim zur Welt. Hermann Eisig übernahm nach dem Tod seines Vaters gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm die Firma „Eisig & Marx, Gewürze- und Gedärmeimport“ in der Bergstraße 7; die Firma hatte auch eine Niederlassung in Stuttgart.
Die Familie lebte in der Uhlandstraße 7, wo sie den ersten Stock – die „Belle-Étage“ – bewohnte; vor 1936 zog sie in die Moltkestraße 16 um. 1939 wurde die Firma der Familie „arisiert“, woraufhin Wilhelm Eisig mit seiner Frau Selma zuerst nach England und später nach New York auswanderte.
Im selben Jahr begannen die Bemühungen der Familie, dem 16-jährigen Sohn Hans-Eduard die Ausreise nach England zu ermöglichen. Hans-Eduard schrieb in diesem Zusammenhang in seinem Lebenslauf: „Mit sechs Jahren kam ich in die hiesige Grundschule, die ich bis zum Ende der 4. Klasse besuchte; von da an kam ich in die Oberrealschule, jetzt Robert-Mayer-Oberschule genannt. Ostern 1939 bekomme ich die Mittlere Reife. Alsdann möchte ich mich für einen Beruf vorbereiten. An fremden Sprachen lerne ich seit fünf Jahren Französisch, seit drei Jahren Latein; in Englisch habe ich seit eineinhalb Jahren Privatstunden. Ich spiele seit viereinhalb Jahren Violine und habe schon wiederholt bei Konzerten des hiesigen Kulturbundorchesters mitgewirkt. Ich möchte gerne einen technischen Beruf, wie Elektrotechnik, Radiofabrikation, Motorenbau (…) erlernen. Falls sich in den aufgeführten Berufen nichts für mich finden sollte, hätte ich auch Freude an der Erlernung der Fotografie (…). Es ist mein Wunsch, nach England kommen zu dürfen und mich im Lande selbst in der Sprache zu vervollkommnen und mich zu einem tüchtigen Menschen heranzubilden.“
Das „Movement for the Care of Children from Germany“, das israelitische Fürsorgeamt Stuttgart und der Bund israelitischer Wohlfahrtsvereinigungen versuchten ihr Möglichstes, Hans-Eduard eine Zukunft in England aufzubauen. Er hatte bereits eine Stelle in England bei der Firma „Walton & Brown Limited“ als Auszubildender, konnte diese jedoch aus Geldmangel nicht antreten. Er hielt sich zu dieser Zeit bei seiner Großmutter Helene Eisig in Stuttgart auf. Später wurde er nach Berlin-Charlottenburg geschickt; am 8. November 1943 wurde er schließlich nach Auschwitz deportiert und am selben Tag ermordet.
Das Ehepaar Melitta und Hermann musste 1939 in das Judenhaus in der Badstraße 22 umziehen. 1940 nahm Hermann an einem Arbeitseinsatz teil, wo er zur Straßenarbeit gezwungen wurde aufgrund der „Verordnung über die Beschäftigung der Juden“. Ende 1940 übernahm er die Arbeit von Julius Kirchhausen, der nach Baltimore auswanderte. Sie bestand darin, Juden aus dem württembergischen Unterland und der badischen Nachbarschaft notwendige Auswanderungspapiere zu besorgen und bei Auswanderung zu helfen. Am 21. November 1941 erhielt das Ehepaar Eisig die folgende Nachricht: „Gemäß der Weisung der Geheimen Staatspolizei Stuttgart, haben sich nachstehende Personen ab dem 26. dieses Monats zur Evakuierung nach dem Osten bereit zu halten“. Am angekündigten Tag erfolgte die Deportation nach Riga, wo das Ehepaar Eisig am 1. Dezember 1941 getötet wurde.