Franziska Heilbronner, geborene Rosenstein, Berthold Heilbronner und Friederike Heilbronner, geborene Elsass; Luise und Lotte Heilbronner

HIER WOHNTE BERTHOLD HEILBRONNER JG. 1872 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 28.9.1942 HIER WOHNTE FRANZISKA HEILBRONNER GEB. ROSENSTEIN JG.1882 DEPORTIERT 1942 ERMORDET 16.5.1944 AUSCHWITZ HIER WOHNTE FRIEDERIKE HEILBRONNER GEB. ELSASS JG. 1873 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 10.9.1942 HIER WOHNTE LUISE HEILBRONNER LUISE BRONNER JG. 1912 FLUCHT 1938 USA HIER WOHNTE LOTTE HEILBRONNER VERH. RECHES JG. 1916 FLUCHT 1936 PALÄSTINA

Berthold Heilbronner entstammte einer jüdischen Seifensiederfamilie aus Laupheim, wo er 1872 geboren wurde. Sein Vater gründete in Heilbronn die Seifenfabrik Madaform; sie entwickelte eine der ersten Flüssigseifen und belieferte Kunden in ganz Deutschland. Berthold Heilbronner führte die Firma zusammen mit seinen beiden Brüdern weiter.

Berthold Heilbronners Lieblingssatz hieß „Nicht reden, sondern tun.“ Er war religiös, stark familiär geprägt, zeigte sich als sozial verantwortlicher Mensch, war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und sprach sich gegen das Standesdenken aus. Diese Haltung zeichnete ihn auch als fairen Arbeitgeber aus.

Berthold und Franziska Heilbronner (geborene Rosenstein) hatten vier Kinder, von denen eines als Kleinkind starb. Der älteste Sohn Emil emigrierte schon 1928 in die USA; er legte nach 1933 das „Heil“ in seinem Nachnamen ab und gründete 1948 die Firma Dr. Bronner‘s Magic Soap. Seine Schwester Luise emigrierte 1938 in die USA. Sie hinterließ ein beträchtliches Vermögen, das in Form einer Stiftung bis heute einen Schüleraustausch zwischen Heilbronn und Baltimore ermöglicht. Lotte wanderte 1936 nach Palästina aus.

Lotte und Luise versuchten noch 1938 bei einer gemeinsamen Reise in die Schweiz, die Eltern davon zu überzeugen, Nazideutschland zu verlassen. Nach mehreren Gesprächen überzeugte Luise ihre Eltern. Sie hatte alle erforderlichen Dokumente für die Ausreise der Eltern besorgt, doch einen Tag vor der Abholung des Visums griff Deutschlands Kriegsverbündeter Japan die USA an und machte dadurch eine Ausreise unmöglich. Berthold und Franziska Heilbronner blieben im Wohnhaus in der Schillerstraße 48, wo nach dem Tod von Bertholds Bruder Sigmund auch die Schwägerin Friederike einzog.

Berthold, Franziska und Friederike Heilbronner wurden 1942 deportiert; Berthold und Friederike starben kurz nach ihrer Ankunft in Theresienstadt. Franziska Heilbronner wurde 1944 in Auschwitz ermordet.

Luise Bronner wurde am 22. Dezember 1912 geboren und lebte bis 1938 in Heilbronn. Sie machte 1932 im Alter von zwanzig Jahren an der Vorläuferschule des heutigen Robert-Mayer-Gymnasiums ihr Abitur. Sie hieß damals noch nicht Bronner, sondern Heilbronner.

Menschen jüdischer Religion mussten zur Zeit des Nationalsozialismus um ihr Leben fürchten. Luise Heilbronner zog deshalb am 6. November 1936 nach Berlin und entschied sich bald für die Emigration. Ihr Plan, nach Palästina auszuwandern, war jedoch nicht realisierbar. Aber sie konnte am 7. Mai 1938 mit Hilfe ihres bereits ausgewanderten Bruders Emil in die USA fliehen, nach New York. Dort änderte sie ihren Nachnamen in Bronner.

Nach einigen Berufsjahren in einer Chemiefabrik studierte Luise Bronner 1959 Chemie und unterrichtete später Chemie, Biologie und Latein an einer High-School, bevor sie an der Universität in Massachusetts in Amherst Germanistik studierte und ab 1965 an der Universität in Boston deutsche Sprache und Literatur lehrte. Nach der Promotion wurde sie Professorin und lehrte bis zu ihrer Pensionierung 1986 ausschließlich in Boston.

Schon 1958 besuchte Luise Bronner ihre alte Heimat; sie spielte auch später eine zentrale Rolle bei den Begegnungen mit jüdischen Heilbronnern aus aller Welt. Am 10. April 1999 starb Luise Bronner im Alter von 86 Jahren in Brooklyn. Sie vermachte einen Teil ihres Vermögens den Heilbronner Realschulen; 2001 wurde damit ein Programm auf den Weg gebracht, das einen Schüleraustausch zwischen Heilbronn und Baltimore ermöglichen sollte.

Lotte Heilbronner, die Schwester von Luise, war vier Jahre jünger. Sie emigrierte schon 1936 nach Palästina, nachdem sie sich durch ihre Ausbildung darauf vorbereitet hatte – sie wurde zwei Jahre in Gartenbau und ein halbes Jahr in Krankenpflege unterrichtet. Lotte war mit Benjamin Reches aus Siegen verheiratet; sie starb 2009.

Inzwischen wurden eine Straße und eine neu gegründete Realschule in Heilbronn nach Luise Bronner benannt. Eine Würdigung, die dem Leben und Wirken dieser Frau gerecht wird. Luise Bronner galt als sehr zurückhaltend, liebenswert, freundlich, sachlich, sehr auf Versöhnung bedacht, nicht nur zwischen Juden und Christen, sondern allgemein unter den Menschen. Ihr Traum war eine Menschheit, die sich versteht.

Lage der Stolpersteine