Julie Herz wurde am 13. Dezember 1870 in Kochendorf geboren. Ihr Vater Nathan Herz war Handelsmann und wurde am 16. September 1833 in Kochendorf geboren. Er starb am 17. Januar 1905 in Heilbronn und ist dort auf dem jüdischen Friedhof beerdigt. Dort liegt auch Julies Mutter Regine Hirsch, geboren am 5. Juni 1838 in Talheim. Sie hatte Julies Vater am 4. November 1862 in Heilbronn geheiratet und starb am 11. Januar 1916.
Julie Herz hatte zwölf Geschwister, darunter einen Halbbruder aus der ersten Ehe ihrer Mutter. Eine ihrer Schwestern, Clara, heiratete den Kaufmann Bernhard Oppenheimer aus Stuttgart, mit dem sie in die USA auswanderte und den Nazis entkam.
Julie Herz wohnte bis zum Tod der Mutter 1916 im Haushalt der Eltern im Haus Sichererstr. 30, damals in einer Wohnung im Erdgeschoss. Im Jahr darauf wird sie im Adressbuch 1917 unter der Adresse Paulinenstr. 41 als „Rentnerin“ geführt; sie blieb unverheiratet. Seit 1931 wohnte sie wieder im Haus Sichererstr. 30, das der Weingärtnerswitwe Friederike Zapf gehörte, vermutlich zur Untermiete in deren Wohnung im ersten Stock.
Spätestens 1940 musste Julie Herz in sogenannte „Judenhäuser“ umziehen – zuerst in der Schillerstraße 6 und danach in der Frankfurter Straße 46. Ende März 1942 folgte der Zwangsumzug nach Haigerloch.
Von Haigerloch aus wurde die inzwischen 71-jährige Julie Herz nach Stuttgart gebracht und kam am 22. August 1942 mit dem Transport XIII/1 ins Ghetto Theresienstadt. Vier Wochen später, am 26. September 1942, wurde Julie Herz zusammen mit 1997 anderen Menschen ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet.