Selma Mayer kam am 1. Februar 1879 in Heilbronn zur Welt. Ihre Großeltern stammten aus Horkheim, seit 1871 besaß ihre Familie ein Geschäft für Manufaktur- und Aussteuerwaren in der Gerberstraße 37, ab 1905 in der Gerberstraße 4.
Über Selmas Leben ist nur wenig bekannt. Sie war unverheiratet und gehörte zu jenen Heilbronnerinnen, die sich im Ersten Weltkrieg an der „Heimatfront“ engagierten. Heilbronn war von Anbeginn des Krieges Lazarettstadt und viele Frauen halfen ehrenamtlich über den Verein vom Roten Kreuz bei der Verwundetenpflege mit; sie sammelten Kleidung für die genesenden Soldaten und brachten mit kleinen Unterhaltungsprogrammen Abwechslung in den bedrückenden Lazarettalltag. In welcher Abteilung des Roten Kreuzes Selma Mayer tätig war, ist nicht überliefert. Sie wurde jedoch für ihre großen Verdienste um das Wohl der verwundeten und erkrankten Soldaten im Jahr 1918 mit dem württembergischen Charlottenkreuz ausgezeichnet.
Anfang 1918 war Selma Mayer die treibende Kraft, um hier in Heilbronn eine Ortgruppe des württembergischen Schwerhörigen-Vereins Hephata ins Leben zu rufen. Bei der Gründungsversammlung am 12. Mai 1918 stellte sie in einem „sehr zu Herzen gehenden“ Redebeitrag (so die Neckar-Zeitung in ihrem Bericht) die Ziele des Selbsthilfe-Vereins vor, dem sich rasch 43 ordentliche und 42 außerordentliche Mitglieder anschlossen und der eine rege Aktivität entfaltete.
Selma Mayer lag vor allem das Wohl und die Bildung von tauben und schwerhörigen Kindern am Herzen; sie hätte sich gern als Taubstummenlehrerin ausbilden lassen, wie sie auf dem Zweiten Württembergischen Taubstummentag, der im Juni 1922 in Heilbronn stattfand, berichtete, aber in Württemberg waren dafür keine Stellen vorgesehen. Im Heilbronner Adressbuch 1925 wird sie als „Fürsorgerin für Taubstumme und Ertaubte“ bezeichnet. Damals wohnte sie in der Weststraße 50, wo auch ihre verwitwete Mutter Mina lebte. Später zog sie in das Haus Sichererstraße 15.
Nachdem am 30. April 1939 das „Gesetz über die Mietverhältnisse von Juden“ erlassen worden war, musste Selma Mayer in ein sogenanntes „Judenhaus“ umziehen, in ihrem Fall war dies die Uhlandstraße 7. Selma Mayer gehörte zu den 47 Personen, die am 26. November 1941 vom Wollhausplatz zum Sammellager nach Stuttgart auf dem Killesberg gebracht und nach Riga deportiert wurden. Dort wurde sie – an einem unbekannten Tag – ermordet, sie wurde 61 Jahre alt.
Als Todesdatum wurde später der 8. Mai 1945 festgelegt.