Die beiden unverheirateten Schwestern Julie und Rosalie Israel gehörten zur Eigentümerfamilie der Schuhfabrik Wolko, die von ihrem Vater Salomon Israel 1889 in Öhringen gegründet worden war.
Hermann Wolf, ein Schwiegersohn des Gründers, war an der Firma beteiligt und gab ihr seinen Namen: Hermann Wolf & Compagnie. 1890 siedelte die Firma nach Sontheim über; die Brüder Isaak, Albert und Moriz Israel waren ebenfalls im Unternehmen tätig, das schnell expandierte. 1930 hatte die Firma rund 960 Mitarbeiter.
Die Eltern Salomon und Babette Israel hatten insgesamt 14 Kinder; sie feierten 1912 in Sontheim ihre Goldene Hochzeit und richteten aus Anlass dieses für die damalige Zeit seltenen Ereignisses eine gemeinnützige Stiftung ein.
Die meisten Familienmitglieder konnten emigrieren; ein Geschäftsführer rettete den Besitz der Schuhfabrik über den Krieg hinweg für die Familie. 1960 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, 1970 die Produktion eingestellt und das Gelände mit Wohnungen bebaut.
Es ist nicht bekannt, warum die Schwestern als einzige zurück bleiben. Julie und Rosalie lebten in der Sontheimer Firmenvilla, bis sie im November 1940 zwangsweise in das Haus Picard in der Lauffener Straße 12 umziehen mussten, wo nach der Aufhebung des jüdischen Altenheims die letzten noch in Sontheim lebenden Juden zusammengezogen worden waren. Hier lebten die beiden älteren Fräulein fast zwei Jahre, bis sie am 20. August 1942 zusammen mit den 22 anderen Bewohnern des Hauses nach Theresienstadt deportiert wurden und dort starben.